Die Meditation auf oder in oder mit dem Herzen stellt eine bewusste Verbindung zu unserem Herzzentrum her. Häufig werden dazu Vorstellungen benutzt, damit es einfacher wird eine Beziehung zu diesem Zentrum herzustellen. Vielfach wird dazu eine Rose verwendet. In diese Rose versenkt man sich dann Blütenblatt um Blütenblatt.

Das Herzzentrum ermöglicht es, sich selbst auf eine völlig andere Art und Weise zu erfahren. Es ermöglicht es, sich selbst als eine Ganzheit zu erleben – nicht mehr als etwas, das in vielen kleinen Teilen existiert. Daraus entwickelt sich im Laufe der Praxis ein Verstehen und eine Zuneigung, ja Liebe, zunächst sich selbst betreffend. Darüber hinaus jedoch entsteht ein Erleben, dass alle Menschen wie Brüder und Schwestern sind, dass alle meine Familie sind. Diese Erfahrung entwickelt sich stetig weiter und ich erkenne, ja erlebe, dass nicht nur die Menschen meine Brüder und Schwestern sind, sondern vielmehr auch die Tiere, die Pflanzen, die Insekten – einfach alles, was da lebt, fühlt und ist – meine Geschwister sind.
Dies ist nicht nur ein abstraktes Wissen, sondern die Meditation macht dies erlebbar, fühlbar – was ein gewaltiger Unterschied zu abstraktem Wissen darstellt. Nach einer Weile der Praxis geht dies so tief in den Alltag über, dass dieser Zustand, dieses Erleben integriert wird und nicht mehr schwindet.
Unterstützend kann man eine bewusste Atmung in bestimmten Rhythmen dazu anwenden, um diesen Vorgang zu vertiefen und auch zu beschleunigen.

Das Ziel dieser Meditation ist schwer zu beschreiben, da es für jeden Menschen etwas anders aussieht. Was jedoch allen gemein ist, ist das Entstehen eines unbewussten Bewusstseins. Ja, das hört sich zunächst eigenartig an. Was könnte das sein? Ist das nun Bewusstsein oder nicht? Es ist nichts von Beidem. Es ist nicht das normale Bewusstsein, es ist aber auch nicht unbewusst, sondern es ist ein neues, tieferes und vollständigeres Bewusstsein. Es ist eine dauernde Erfahrung des Einsseins mit sich selbst, aber auch mit allem Anderen – mit unsren Brüdern und Schwestern.
Darüber hinaus ist es das Erleben der Nicht-Getrenntheit. Eine dauerhafte Erfahrung allumfassender Einheit und Liebe in einem Sinne die rein gar nichts mit einem Realitätsverlust zu tun hat. Es ist das Bewusstsein hinter dem Bewusstsein und vereint beide zugleich. In dem Sinne also aus einer Alltagssicht betrachtet eine unbewusste Bewusstheit. Dies stellt ein Bewusstsein dar, das allen Menschen innewohnt und doch bei den meisten Menschen unbewusst bleibt. Dennoch kann es bei allen Menschen erweckt werden und hinterlässt den Menschen, der dies dauerhaft zu seinem Sein macht, in Liebe und Zuneigung zu allem, was ist.
Dieser Zustand dauerhaft gelebt, erweckt eine ungeahnte Kraft und Vitalität im Alltag. Das Verstehen, das Erleben dieses Zustandes ermöglicht völlig neue liebevolle und weise Sichten auf sich selbst, das Leben und alle anderen fühlenden Wesen und erweckt das Verständnis und das Mitgefühl auf eine überwältigende Art, was sich im Leben als Urvertrauen, Liebe, Positivismus und Kreativität ausdrücken kann und sollte.

Im Inneren findet während dieser Prozesse eine nachhaltige und dauerhafte Heilung und Ausgleichung statt. Verletzungen, die uns das Leben mitgebracht hat, verheilen. Verstehen und wirkliche Vergebung für sich selbst und auch für Andere ersetzen destruktive Emotionen, ohne dass dabei noch Verdrängung und Verneinung stattfinden müssen. Die Kraft dazu, sich dem zu stellen, fließt uns nun aus dem Herzen zu. Dennoch bauen wir keine neuen Luftschlösser oder Phantasien oder Selbsttäuschungen auf.
Sie sind einfach nicht mehr notwendig, denn die nun erlebte Realität ist liebevoll, zuversichtlich und sicher.

Die bisher grundsätzlich erfahrene Trennung und Einsamkeit sind als Täuschung erkannt und der Mensch, der aus seiner Mitte, aus dem Herzzentrum heraus lebt, der ist nicht mehr einsam – es sei denn er möchte es. Dann ist dies jedoch eine positive, selbst gewählte Einsamkeit, die erwünscht ist.
Gewöhnt man sich einmal an diesen Zustand, dann befindet man sich in einer Einheit, die einfach alles umspannt. Nichts ist mehr von etwas getrennt und es werden dadurch Einsichten und Erfahrungen ermöglicht, die unter Anderem auch von den Elementmeditationen – die Meditation mit Feuer, Erde, Wind und Wasser – der schamanischen Lehre ermöglicht werden. Diese Meditationen werden ausschließlich in der Natur durchgeführt und führen letztlich zu dem selben Ergebnis, nur auf einem anderen Weg.
Kombiniert man beides jedoch, dann ermöglicht es den Zugang zu diesem Seins-zustand auf eine ungeahnt rasche, vielfältige und umfassende Art und Weise!
Diese beiden Wege sind nicht unterschiedlich, sie sind gleich! Nur die Herangehensweise ist etwas anders, man kann auf beiden Wegen zum gleichen Ziel gelangen – mit beiden zusammen vielleicht etwas schneller, was den Ungeduldigen oder Sehnsüchtigen unter uns entgegen kommt.

Ach übrigens: Ungeduld schwindet auf diesem Weg auch, denn ich erkenne auf dem Weg folgendes:

Ich bin genau dann dort wo ich sein soll, wenn ich dort sein soll.

Grüße Thorsten

10 Kommentare
  1. Petra Eidam
    Petra Eidam sagte:

    Ich möchte ergänzend zu meinem Kommentar hinzufügen dass die Texte wunderbar und wichtig sind, auch für mich. Das unmittelbare Erleben wenn Thorsten darüber spricht, ist einfach sehr sehr tief gehend und besonders.

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  2. Petra Eidam
    Petra Eidam sagte:

    Wenn du im Kurs über diese Dinge sprichst, dann sackt es oft förmlich in mich ein und es fühlt sich an als ob ich es aufnehme und auf eine viel tiefere Art verstehe. Dabei ist verstehen nicht das richtige Wort. Es ist als ob es sich in mir ausbreitet und da ankommt, wo es ankommen soll, irgendwo in der Tiefe meines Selbst. Wenn ich allerdings diese Texte lese, dann kommt es nicht in dieser Form an, obwohl ich mir gewünscht habe es festzuhalten um es nicht zu verlieren……

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  3. Ute
    Ute sagte:

    Lebendige Erfahrung im Inneren wie im Außen zu spüren und zuzulassen, ist so ein wirkungsvoller Weg zur Veränderung, statt durch Wissen in einer Statik oder Rolle zu verharren. Und ist in dieser Begegnung mit mir selbst die große Herausforderung. Liebe zu leben ist für mich mit einem schmerzhaften Mut zeitweilig verbunden, weil sie ja auch im prallen Leben ihren Ausdruck finden will, um echt zu sein. Wie gut ist es da, Verbindung und einen Weg zu wissen.

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  4. Hildegard Henneges
    Hildegard Henneges sagte:

    da ist noch etwas:
    Also, das Herzzentrum ist schon da, wenn man anfängt zu meditieren? Das hat jeder Mensch mitgekriegt als er zur Welt kam ? Und wenn man in seiner Aufmerksamkeit darauf gestupst wird, dann kann man mit „Üben“ eine dauerhafte Tür zu dieser Liebe in einem erschaffen, und es ist dann quasi wie eine Erweiterung der zum eigenen Selbst gehörenden Innenräume, mit denen man hier auf der Welt in seinem Leben ist ? Aber irgendwie hat dieser neue Herzens-Innenraum keine festen Wände trotzdem er zum eigenen Selbst gehört, und das ist wol die Berührungsstelle „zum großen Fluß“.
    Das Leben / die Welt ist so laut, daß man erstmal nicht merkt, daß man sowas in sich selbst trägt.

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    • Thorsten
      Thorsten sagte:

      Liebe Hildegard,
      das Herzzentrum ist bei jedem Menschen vorhanden. Allerdings ist es nicht bei jedem Menschen gleich stark, oder gleich aktiv. Wie immer man das ausdrücken möchte. Durch die Meditation und die bewusste Konzentration wird der Zugang dazu stärker und die Aktivität des Herzzentrums verstärkt sich, es weitet sich.

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  5. Hildegard Henneges
    Hildegard Henneges sagte:

    Lieber Thorsten,
    jetz nehme ich mal meinen Mut, und schreibe.
    Zuerst hat mein Hirn das ganze mit dem Über-,Unter-,Hinter-Bewußtsein völlig verwirrt. Ich hab nix kapiert, obwohl ich irgendwo wußte was gemeint war.
    Ich las es mehrere Male, schrieb mehrere Zettel mit Begreif-Versuchen voll, scheiterte an der Begrenztheit unserer Worte solche Inhalte auszudrücken,und vertagte es erneut.
    Über diese Tage hat sich aber in mir der vermutlich essentielle Kern Deines Textes wie ein breites Flußbett niedergelassen, und macht ein wunder-wunderschönes Grundgefühl von Liebe, Wärme, und Vertrauen. Nämlich mein gefühlsmäßiges Verstehen des o. g. alles verbindenden „großen Bewußtseins“. In mir ist ein Bild von einem großen, breiten Fluß, in dessen Wassern wir uns alle gemeinsam tummeln und getragen werden, und niemand „getrennt“ ist.

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  6. Heiko
    Heiko sagte:

    Egal wie oft Thorsten mich meinem Herzen näher bringt, jedes Mal entdecke ich neue Facetten und jedes Mal fällt es mir leichter diesen Weg alleine zu gehen.
    Die Texte zu lesen hilft mir mich wieder an das Wesentliche zu erinnern.
    Für einen Augenblick innezuhalten um in mein Herz zu lauschen und zu erfahren, was in diesem Moment wichtig ist.
    Vielen lieben Dank dafür.

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  7. Birgit
    Birgit sagte:

    Schon der Weg mit Thorsten ist ein guter und erstrebenswerter, egal ob, wo und wann ein „Ziel“ erreicht werden kann. Er öffnet den Blick auf das was hinter den Dingen durchscheint und der Blick wird zunehmend liebevoller und freier. Da bin ich am Haken und will auch nicht mehr weg :-))

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